AdobeStock_294015501

© REDPIXEL - stock.adobe.com

HomeÜber unsPalliativ aktuellZusammenarbeit mit Palliativteams

Zusammenarbeit mit Palliativteams

Eine gute Zusammenarbeit der bestehenden Krankenhausteams in der Regelversorgung mit spezialisierten Palliativteams (im Folgenden: Palliativkonsiliardienst oder PKD) führt zu besseren Patientenergebnissen, höherer Patientenzufriedenheit, kürzeren Krankenhausaufenthalten und der Reduktion von Kosten. Das zeigen viele Studien.

Was braucht es in Krankenhäusern für eine gute Zusammenarbeit zwischen Palliativdiensten und potentiellen Zuweiser:innen?

Eine gute Zusammenarbeit der bestehenden Krankenhausteams in der Regelversorgung mit spezialisierten Palliativteams (im Folgenden: Palliativkonsiliardienst oder PKD) führt zu besseren Patientenergebnissen, höherer Patientenzufriedenheit, kürzeren Krankenhausaufenthalten und der Reduktion von Kosten. Das zeigen viele Studien.

Doch die gute Zusammenarbeit ist nicht selbstverständlich. Es gibt Herausforderungen auf unterschiedlichen Ebenen. Hier ein Zitat, wie die Aufgabe des PKD gesehen wird:

"Sie [die Betreuenden in der Regelversorgung] glauben, dass jede Beteiligung des PKDs dem Patienten und der Familie signalisiert, dass der Tod unmittelbar bevorsteht und dass unsere Aufgabe darin besteht, jede aktive Behandlung abzubrechen und Hospizbetreuung vorzubereiten." (Arzt in einem Palliativkonsiliardienst)

Die Aussage stammt aus einer Arbeit über Herausforderungen und förderliche Faktoren für die Wirkung der Tätigkeit von Palliativkonsiliardiensten in Krankenhäusern.

Ausgangspunkt waren Befragungen von Personen in PKD-Teams einerseits und Ärzt:innen und Pflegepersonen in der Regelversorgung andererseits.

Drei wesentliche Herausforderungen haben sich gezeigt:

  1. Die unterschiedliche Haltung gegenüber Palliative Care
  2. Das fehlende Wissen über die Rolle des PKD
  3. Zurückhaltung und Widerstand von Seiten der Patienten und Angehörigen

Die Autor:innen haben die Hindernisse und die Strategie zur Überwindung anhand von 6 Themen zusammengefasst. (Lesen Sie weiter…)

Die Themen, Hindernisse und Strategien zur Überwindung sind in einer Tabelle, die sich in dieser Studie[1] findet, zusammengefasst:

 

Thema

Hindernisse

Strategie für PKD

Interaktionen zwischen RV und PKD

Wenige formalisierte Interaktionen, Begegnungen fast nur fallbezogen

Interaktionen und Begegnungen aktiv herstellen und Beziehungen pflegen; Sichtbarkeit

Patienten und Angehörige

Abwehr und Widerstand

Unsicherheit, was das PKD-Team macht

Informationsvideos in geeigneten Bereichen;

gesellschaftliche Bildungsarbeit;

positive Erfahrungen nutzen

Haltung gegenüber PKD-Teams

Verständnis der Aufgaben von PKD in der RV sehr unterschiedlich; Unterschiede auch in grundsätzlichen Fragen;

Beiziehen bedeutet Versagen, wird nur als letztes Mittel eingesetzt

Vertrauensvolle Beziehung zu Zuweisenden kultivieren;

Unterstützungsbereitschaft für unterschiedliche Patient:innengruppen und Situationen

Bildung und Training

Strukturelle Defizite in der Ausbildung; Missverständnis, Palliativversorgung sei gleichbedeutend mit Hospizversorgung

Bildungsarbeit früh in der Aus- und Weiterbildung;

Nützlichkeit von PC für unterschiedliche Disziplinen  zeigen

Rolle des PKD

Unterschiedliche Bilder über die Rolle von PKD;

Schlüsselkompetenz: Ermöglichung von Kommunikation mit Pt. und Angehörigen; doch worüber?

Vorbehalte gegenüber PKDs, z. B. hinsichtlich Planungen für zu Hause.

Aufklärung über Ziele und Umfang der Zuständigkeiten

Beiziehen des Konsiliarteams

Zurückhaltung bei der Umsetzung von Empfehlungen des PKDs durch das Team der RV bei zuwenig Information und Unsicherheit

Kompetente Begründung von Empfehlungen des PKD; „empfehlen“ statt „vorschlagen“;

Nachfrage i.S. eines Follow up

Abkürzungen:

PKD = Palliativkonsiliardienst/Palliativteam

RV = Regelversorgung, also potentielle Zuweiser:innen im Krankenhaus, das bestehende Team

PC = Palliative Care

 

Eine weitere Studie kommt zu ähnlichen Ergebnissen[2]. Ergänzend wird beschrieben, dass für die Akzeptanz des PKDs Vertrauen und Anerkennung der Expertise relevant sind.

Vertrauen zum PKD entsteht, wenn die Kompetenzen des bestehenden Teams der Regelversorgung respektiert und die Hierarchie bei Entscheidungen eingehalten wird. Dies betrifft sowohl die Behandlungsplanung als auch Therapiezielentscheidungen. Damit dies gelingt, ist eine dauerhafte und gute Kommunikation mit dem betreuenden Team wichtig. Auch eine rasche Erreichbarkeit trägt dazu bei.

Expertise wird dann zugeschrieben, wenn das PKD ein gutes Verständnis für spezifische Krankheitsverläufe (eines bestimmten Faches) hat und wenn es den Patient:innen aktiv Behandlungsoptionen anbieten kann. Darüber hinaus wird das PKD als kompetent erlebt, wenn es medizinische, psychosoziale und spirituelle Bedürfnisse beantworten kann. Dies führt auch zu Lerneffekten bei den bestehenden Teams.

Daraus ergibt sich zusammenfassend, dass das Wissen über Palliative Care weiter zu verbreiten ist: durch Präsenz und Sichtbarkeit, durch aktive und respektvolle Gestaltung von Zusammenarbeit, durch Bildungsarbeit und durch Vermittlungsformate zur Gesellschaft hin.

 

[1] McDarby M, Carpenter BD. Barriers and Facilitators to Effective Inpatient Palliative Care Consultations: A Qualitative Analysis of Interviews With Palliative Care and Nonpalliative Care Providers. AmJHospPalliatCare 2019; 36(3). doi:10.1177/1049909118793635.

[2] Firn J, Preston N, Walshe C. What are the views of hospital-based generalist palliative care professionals on what facilitates or hinders collaboration with in-patient specialist palliative care teams? A systematically constructed narrative synthesis. Palliat Med. 2016 Mar;30(3):240-56. doi: 10.1177/0269216315615483