Ein würdevolles Sterben im letzten Zuhause
Das Wohn- und Pflegeheim ist für viele ältere Menschen das letzte Zuhause, rund 26% der Menschen in Tirol (Quelle: Statistik Austria, 2021) versterben dort. Wir wollen Mitarbeiter:innen fachlich und persönlich stärken und das Miteinander in der Einrichtung sowie die Zusammenarbeit mit den Hausärzt:innen fördern, um unnötige Krankenhauseinweisungen am Lebensende zu vermeiden.
So können Bewohner:innen in ihrem letzten Zuhause würdevoll sterben und sich die Angehörigen angemessen verabschieden. „Ich bin dankbar, wie liebevoll meine Mutter im Sterben betreut wurde und als ich einige Monate später die Einladung zur Gedenkfeier erhalten habe, war ich sehr berührt“, erzählt die Tochter einer Verstorbenen.
Wurzeln werden sichtbar
Die Aufgabe von uns Prozessbegleiter:innen der Tiroler Hospiz-Gemeinschaft ist es, dem Leben, dem Sterben und dem Abschiednehmen Raum zu geben, der Sicherheit bietet und Entwicklung ermöglicht. Wenn sich alle Bemühungen an den Betroffenen und den Angehörigen orientieren, gelingt eine nachhaltige Verankerung von Hospizkultur. Im Laufe unserer Arbeit im Heim werden die Wurzeln der Einrichtung, ihre Leitideen und Haltungen sichtbar. Mittels individueller Beratung pflanzen wir ausgewählte Themen als Samen, die sich durch Zuwendung entfalten können.
Die Workshops sind Drehscheibe und Impulsgeber
Gemeinsam mit ausgewählten Mitarbeiter:innen aus allen Bereichen der Einrichtung überlegen wir Schritte, um Hospizkultur im Heim noch spürbarer zu machen. Alle im Haus tätigen Personen besuchen die Workshops „Palliative Geriatrie“, die Drehschreibe und Impulsgeber sind. Durch das Zusammenrücken aller Beteiligten wird ein „unsichtbares“ Netz gespannt, das alle trägt. „Im Workshop war der Austausch mit Kolleg:innen aus anderen Bereichen sehr wertvoll. Dies bringt uns alle näher zusammen“, berichtete uns der Küchenchef einer Einrichtung.
Gewohnte Wege werden verlassen und neue beschritten
Die Bereitschaft zur Veränderung und zur Weiterentwicklung muss bei allen Mitarbeiter:innen und Führungskräften gegeben sein: gewohnte Wege werden verlassen und neue beschritten. Eine Projektverantwortliche erzählt: „Alle im Haus über die neuen Entwicklungsschritte stets am Laufenden zu halten ist nicht einfach. Leider merken die Kolleg:innen nicht immer, wie viel Herzblut wir investiert haben, bis die Angehörigenbroschüre fertig war. Viele sehen nur das Ergebnis, aber nicht den Weg dahin. Dabei war der so wichtig!“ In der Projektarbeit gilt wie beim Kleinen Prinzen, „Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.“ (Antoine de Saint-Exupéry)
Vorhandenes würdigen und Neues dazustellen
In den Einrichtungen gibt es immer einen Boden, auf dem wir bauen können. Wir würdigen, was bereits gelungen ist und stellen Neues dazu. Kreative und innovative Vorgehensweisen können inspirieren und motivieren. „Wir haben gelernt, wie wichtig es ist WIE wir unseren Bewohner:innen begegnen, WIE wir mit ihnen umgehen und dass wir Entscheidungen MIT ihnen gemeinsam treffen müssen, nicht für sie“, erzählt eine Pflegeassistentin.
Durch die Arbeit werden Menschen berührt
Es sind die vielen einzelnen Geschichten, in den unterschiedlichsten Begegnungen mit Menschen, die für uns im Mittelpunkt stehen. Wie sehr wir, besonders in den Workshops, Menschen auch berühren, ist schön. Durch die persönliche Auseinandersetzung aller Mitwirkenden werden das eigene Leben, die Verletzlichkeit und der Tod in den Fokus gerückt – auf diesem Boden kann dann viel Neues gedeihen. Viele Menschen wollen etwas bewegen und können anpacken: Samen werden gesät und wir beobachten, wie allmählich Neues aufgeht.
Ein HPC-Netzwerk entsteht
Bei den jährlichen Vernetzungstreffen wird sichtbar, dass den Heimen auch nach Projektende das Thema wichtig ist. „Es braucht nach wie vor Kolleg:innen, die für HPCPH brennen, dranbleiben und neue Ideen einbringen – vor allem jetzt nach der Projektlaufzeit“, weiß eine Pflegedienstleiterin. Mit jedem Heim, das den Prozess abschließt, wächst das HPC Netzwerk, das voneinander lernt und miteinander teilt.
Eine neue Blüte wächst - Hospizkultur und Palliative Care in der Mobilen Hauskrankenpflege (HPC Mobil)
Als sechstes Bundesland startete in Tirol ab Herbst 2023 dieses Projekt. Die Betreuung von Klient:innen zu Hause bringt andere Fragestellungen mit sich, aber das Projektziel ist dasselbe wie im Pflegeheim: ein würdevolles Leben bis zuletzt zu ermöglichen. In der 2,5-jährigen Projektlaufzeit werden vergleichbar mit HPCPH weitere Ziele verfolgt: u.a. Stärkung der Mitarbeiter:innen, Unterstützung der An- und Zugehörigen sowie die Intensivierung der Zusammenarbeit mit Hausärzt:innen, den Mobilen Palliativteams und ehrenamtlichen Hospizbegleiter:innen. Eine Vernetzung der teilnehmenden Sprengel ist Projektbestandteil.
Infokasten:
Nähere Informationen zu den HPC Projekten finden Sie auf der Website der Tiroler Hospiz-Gemeinschaft https://www.hospiz-tirol.at/akademie/fuer-institutionen/
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