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Buchtipp „Der innere Raum“ von Carlo Leget

Was kann Suizidprävention im Kontext von Hospiz- und Palliativbetreuung bedeuten? Der Ethiker Carlo Leget geht dieser Frage nach.

Buchtipp „Der innere Raum“ von Carlo Leget

Viele Menschen, die in der Palliativbetreuung tätig sind, sehen in der Hilfeleistung zum Suizid einen Widerspruch zu ihrer Aufgabe.

Palliative Betreuung will die Bedingungen am Lebensende für einen Menschen so gestalten, dass das Sterben als letzte Lebensaufgabe bewältigt werden kann.

Palliativbetreuung ist tatsächlich Suizidprävention, wenn mit der Linderung von Schmerzen und Symptomen der Sterbewunsch abnimmt oder ganz verschwindet, wenn soziale und psychische Belastungen, die den Sterbewunsch bestimmen, gelindert werden können, wenn Strategien gegen die Angst wirksam werden können. Für diese Situationen ist die palliative Werkzeugkiste inzwischen gut gefüllt. Auch Hoffnungslosigkeit resultiert oft aus behandelbaren und beeinflussbaren Bedingungen.

Anders ist das für das Leiden an der Krankheit an sich, das Leiden am Kontrollverlust, an der Abhängigkeit. Anders ist das, wenn Menschen an der Frage nach dem Sinn verzweifeln.

Was kann Suizidprävention in diesem Kontext bedeuten? Darauf wird in Zukunft die Aufmerksamkeit zu richten sein.

Ein hilfreiches Buch mit dem Titel „Der innere Raum“ von Carlo Leget ist dazu 2021 im Patmos Verlag auf Deutsch erschienen. Carlo Leget ist Theologe und Ethiker in Utrecht/Holland, und dort Professor am Lehrstuhl für Care Ethics.

Der Untertitel des Buches lautet: „Wie wir erfüllt leben und gut sterben können. Eine Ars Moriendi für unsere Zeit“. Der Autor interpretiert die Ars Moriendi, also „die Kunst des Sterbens“ des Mittelalters für unsere Zeit. Er stellt vor, wie der „innere Raum“ einem Menschen helfen kann, für die letzte Lebensaufgabe einen Weg zu finden und was Betreuende tun können, um den inneren Raum zu ermöglichen und zu weiten, damit fünf zentrale Fragen einen Platz haben: Wer bin ich und was will ich wirklich? Wie gehe ich mit dem Leiden um? Wie nehme ich Abschied? Wie schaue ich auf mein Leben zurück? Worauf kann ich hoffen?

So richtet sich dieses Buch an alle, die schwer kranke Menschen begleiten und betreuen. Es ist klar und praxisbezogen und zeigt einen Ansatz, wie man auf existenzielle Not hilfreich reagieren kann.

Autorinnen: Elisabeth Medicus & Christiane Kreyer